Romy Kerstan, Doreen Schumann

Max Weber (1864 – 1920)

Subjektiver Sinn = jedes Handeln, das Menschen verbindet, hat einen Sinn. Aus dem Sinn lässt sich die Motivation zum Handeln erschließen.

Webers Typenbildung:
- Zweckrationales Handeln = das Abwägen zwischen Zweck / Zielen, Mitteln, Folgen
(entscheiden für bestmögliche Lösung)
- Wertrationales Handeln = handeln ohne Rücksicht auf vorauszusehende Folgen
(richten nach eigenen Forderungen und Regeln)
- Affektuelles Handeln = ausgelöst durch momentane Gefühlslage und Emotionen
(kann nicht bewusst beeinflusst werden)
- Traditionelles Handeln = eingelebte Gewohnheit, das Festhalten an eine Regel kann mit Gewohnheit erklärt werden

Beispiel:

Zwei Passagiere, die mit der Reisesituation am Flughafen unzufrieden sind, unterhalten sich darüber („gemeinschaftliches“ Handeln) und beschließen, sich bei der Fluggesellschaft zu beschweren („gesellschaftliches“ Handeln). Alle vier Typen des Handelns können mitspielen: Sich zu beschweren, ist zweckrational; sie beurteilen die Behandlung der Passagiere als unwürdig (ein wertrationales Handlungsmotiv), ärgern sich darüber affektuell und kamen überhaupt nur ins vertrauensvolle Gespräch, weil sie denselben Dialekt sprechen (traditionales Motiv).
Man verhält sich immer – Handeln geht nur mit Verhalten, Verhalten auch ohne Handeln!

Webers Herrschaftsbegriff

Legale Herrschaft = jedes Recht ist mit einem Vertrag festgelegt
= legaler Herr ist selbst diesem Recht gehorsam (z.B. Bundeskanzlerin A.
Merkel)
Traditionelle Herrschaft = es wird auf Tradition gehorcht; der Herrschende ist Herr persönlich
(z.B. Kaiser oder Könige)
Charismatische Herrschaft = geltende Persönlichkeit, die als gottgesand oder vorbildlich
gesehen wird; als Führer gewertet (z.B. Hitler)

Marion Emde

Klassenspezifische Hapitusgenese

P. Bourdieu – französischer Soziologe 1930 - 2002

Habitus:
Der Habitus ist die Grundhaltung eines Menschen zur Welt und zu sich selbst. Der Habitus besteht aus den Denk- und Verhaltensstrukturen, die die Möglichkeiten und Grenzen des Denken und Handelns eines Menschen bestimmen.
Bourdieu sagt, dass jeder Mensch über eine bestimmte Menge an Kapitalsorten verfügt.
1. ökonomische Kapital: Geld, Besitz
2. soziale Kapital: Netzwerke
3. kulturelle Kapital: unterschieden in:
- Inkorporiertes kulturelles Kapital: Geschmack, Benehmen, Wissen
- Objektiviertes kulturelles Kapital: kulturelle Güter, Bücher, Gemälde, Instrumente etc.
- Institutionalisiertes kulturelles Kapital: schulische Abschlüsse, akademische Titel etc.

Daraus ergibt sich das symbolische Kapital als Gesamtheit der Kapitalsorten =Ansehen, Prestige, guter Ruf, Hierarchie in der Gesellschaft
→ Entscheiden über Platzierung des Akteurs (Menschen) im sozialen Raum

Sozialraum
Unter dem sozialen Raum versteht Bourdieu alle erfassbaren objektiven Bedingungen des Umfelds, die ein Individuum betreffen. Daran gebunden sind objektiv erfassbare Wertvorstellungen, die jedes Individuum für sich selbst seit Beginn seiner Wahrnehmung erfährt. Der soziale Raum stellt das prägende Umfeld eines jeden heranwachsenden Individuums dar und übt somit einen, „konditionierenden“ und prägenden Effekt auf dieses aus.
Bourdieu erstellte mit Hilfe aufwendiger und weit reichender empirischer Untersuchungen ein Sozialraummodell

Bei Bourdieu fließen 3 Faktoren in sein Modell ein.
1. Kapitalvolumen – Umfang an ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital
2. Kapitalstruktur - das relative Verhältnis der Kapitalarten zueinander
3. Soziale Laufbahn - die Position einer soziale Klasse

Die Position im sozialen Raum richtet sich also nach Einkommensverhältnissen, Schulbildung, Berufsqualifikation, soziale Herkunft usw.
Aus diesen Positionen lassen sich Klassen definieren.
Soziale Klassen werden nach Bourdieu durch die objektiven Lebensbedingungen, den Klassenhabitus und den spezifischen Lebensstil bestimmt und nach dem Geschmack eingeteilt

1. Herrschende Klasse : Der „legitime“ Geschmack,
Bevorzugung des legitimen kulturellen Kapitals
2. Mittelklasse/Kleinbürgertum: Der „mittlere“ Geschmack
Bemühungen zur Aneignung des legitimen kulturellen Kapitals
3. Volksklasse/Beherrschte: Der „populäre“ Geschmack
Zwangsläufige „Entscheidung für das Notwendige

Distinktion
Mit der Distinktion beschreibt Bourdieu die Differenzierung der sozialen Klassen untereinander,
wobei ein wichtiger Unterscheidungsfaktor der Lebensstil ist.

 

Janine Dörschel

Georg Simmel – Soziologe (1858 in Berlin geboren, 1918 in Straßburg gestorben )

1. Vergesellschaftung
Definition
Vergesellschaftung ist die Wechselwirkung der Gesellschaft.
Eine Wechselwirkung ist wenn mindestens zwei Individuen etwas miteinander zu tun haben...(in Kontakt treten)

2. Form der Vergesellschaftung
- jedes Individuum, jede Gruppe und jede Organisation stehen miteinander in ständiger Wechselwirkung
- durch die Wiederholungen der Wechselwirkungen und derer Strukturierung kommt Gesellschaft zustande
- nach Simmel ordnen wir jedes Individuum mit dem wir in Wechselwirkung treten einem bestimmten Typ zu (sehen ihn nicht so wie er ist)
- wir können Mensch nicht in Gesamtheit erfassen und verallgemeinern ihn im bestimmten Masse, wir ergänzen unvollkommene Einzelheiten zu einem bestimmten Ganzen

Form und Inhalt
Vergesellschaftung wird in 2 Kategorien geteilt die sich Wechselseitig bedingen:

Form
Inhalt
- das sind alle Sinnes-zusammenhänge innerhalb des Denkens, Fühlens, Wollens und Handeln des Menschen
- umfasst was im Individuum als Trieb, Interesse Zweck, Neigung und Bewegung vorhanden ist,

Innerhalb der Form werden Inhalte ausgelebt
erst durch Wechselwirkung der Inhalte werden diese zur Form
Form und Inhalt sind komplexes Geflecht, das nicht stabil bleibt und sich jederzeit ändern kann
Beziehung von Form und Inhalt der Vergesellschaftung:
es gibt zwei mögliche Varianten von Form- und Inhaltsverhältnissen
1. Form bleibt gleich, Inhalt wechselt
2. Inhalt bleibt gleich und Formen sind in Wechselwirkung

3. Individualisierung
Definition
Er bezeichnet einen Prozess der mit der Industrialisierung und Modernisierung der Gesellschaften einhergeht. Den Übergang des Individuums von der Fremd- zur Selbstbestimmung.
Individualisierung seit Simmel
- Größe und Ausdehnung eines Kreises sind bestimmend für Herausbildung von Individualität
- durch zunehmende Größe erhöht sich Individualität des Seins und Tuns
- Individualität ist Gesellschaftlich bedingt
- Zunehmende Vergesellschaftung scheint Individualität wieder zu reduzieren
- Gesellschaften gleichen sich Handlungszusammenhänge und Lebensstile einzelner Gruppen an
- Handlungsketten der Gesellschaft werden immer länger, und das Erreichung von Zwecken ist mittel zu neuen Zwecken

Beate Bohne

Erich Fromm(1900-1980) – Autoritärer Charakter

- Soziologe und Psychoanalytiker
- Orientiert sich an Marx und Freud
- Mitglied am Institut für Sozialforschung

Fromm = Umwelttheoretiker

- Menschlicher Charakter entwickelt sich durch Sozialisation
- wichtigste Instanz ist Familie
- Erziehung formt den „Sozialcharakter“, der sich an Macht und Gehorsam orientiert
- Charakterzüge wie Freiheit und Gerechtigkeit werden meist unterdrückt

Autoritärer Charakter

- Merkmale:
o Selbsterhöhung und Konformität
o autoritäre Unterwürfigkeit
o autoritäre Aggression
o Machtdenken
o Destruktivität
o Sexualität
o folgt Ideologie

Charakterorientierungen:

o Rezeptiv – unterwürfig, masochistisch (Person unterwirft sich, um etwas zu erreichen)
o Ausbeuterisch – sadistisch (Person muss über andere herrschen, um etwas zu erreichen)
o Hortend (Person hortet Besitz, schützt mit aller Macht seinen Besitz)
o Marktorientierung (Person will es allen recht machen, gleicht sich Moden und Images an)
o Nekrophil - destruktiv (liebt alles Mechanische; Beziehung nur zu dem, was er auch besitzt; Zerstörungslust ggü. Dem, was er nicht besitzt)

Elterliche Erziehungshaltungen zur Entwicklung einer authentischen Ich-Identität
Produktive Charakterorientierung (Kreativität, schöpferische Arbeit, Lebensfreude) soll herausgebildet werden durch:

- Entwicklung der Lebensliebe durch Menschen, die das Leben lieben
- Liebevollen Kontakt
- Freiheit
- fehlen von Drohungen
- Weitergeben der Grundsätze von innerer Harmonie und Kraft durch eigenes Vorbild
- Anregenden Austausch mit anderen Menschen
- bedingungslose Liebe und Fürsorge der Mutter  Urvertrauen
- Geduld und Toleranz

Sophia Geißler

Talcott Parsons

Sozialisationstheorie

Entwickelte eine umfassende Sozialisationstheorie deren Grundfrage die Frage nach der menschlichen Handlungsfähigkeit im Rahmen der Gesellschaft ist.
 nur im Zusammenleben mit anderen ist der Mensch als Gattung überlebensfähig
 2 zentrale Begriffe der Sozialisationstheorie sind System und Rolle

System:
 betrachtet menschlichen Körper als System
 in dem Austauschprozesse innerhalb des Systems  Transport der Nahrung von Mund in Magen
 sowie Austauschprozessen mit der Umwelt stattfinden  Ernährung, Atmung
Rolle:
 menschliches Handeln immer an Rollen gebunden
 Kind wird während der Sozialisation auf eine spätere Rolle eingestimmt
 lernt Rollenmuster und Rollenerwartungen
 Mensch spielt in der Gesellschaft mehrere Rollen

Handlungssystem

Parsons geht in der allgemeinen Theorie des Handelns von einem Handlungssystem aus das alle Handlungen vereinigt

 4 Subsysteme
1. Personale System
 individuelle Persönlichkeit
 Charakter eines jeden Individuums
2. Soziale System
 zwischenmenschliche Beziehungen de sich zueinander Verhalten
 gegründet durch Kommunikation
3. Organismus System
 menschliche Körper
 begrenzt in bestimmter Weise unser Handeln und Verhalten z.B. bei Behinderung , Lähmung
4. Kulturelle System
 alle Denk- und Handlungsweisen
 menschliches Handeln immer Kultur bezogen
 Sinn für Handlungen entsteht durch kulturelle Eigenheiten
 Körpersprache, religiöse Vorstellung, Sitten und Bräuche
 werden gesellschaftlich und historisch erworben
 unterscheiden sich zwischen verschiedenen Bevölkerungen

Systemfunktion

 es gibt 4 Systeme
 Verhaltenssystem
 Persönliches System
 Soziales System
 Kulturelles System
 die 4 Systeme stehen in einer System - Umwelt - Beziehung
 die 4 Systemfunktionen übernehmen folgende Aufgabe
 Anpassung (Adaption)
 Zielverfolgung ( goal attainment)
 Eingliederung (Integration)
 Aufrechterhaltung ( latency)

AGIL- Schema

 Instrumentale Funktion = Adaption und Latency
 dienen wie ein Hilfsmittel der Erfüllung anderer Zwecke
 konsumatorische Funktion = goal attainment und Integration
 werden gewissermaßen konsumiert
 Aktive Funktionen = Adaption und goal attainment
 nehmen eine aktive verändernde Rolle ein
 Passive Funktionen = Latency und Integration
 nehmen eine passive, konservierende Rolle ein

Gabi Fleischer

G.H. Mead - Ein soziologischer Klassiker

1863 – 1931

Er war ein analytisch scharfer Denker, lebte in Amerika – meist in Chicago und zählt zu den Begründern des amerikanischen Pragmatismus.
Seine Hauptwerke sind: „ Mind, Self and Society“ und „Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus“ u.v.m.

Grundannahmen von Mead:
Menschliche Interaktion erfolgt über signifikante Symbole, d.h. der Mensch nimmt wahr, dass sein Verhalten der Reiz für das Verhalten anderer ist. Wenn er sein Verhalten kontrolliert, kann er das Verhalten anderer kontrollieren, so dass sich Kooperationsprozesse optimieren lassen.
Dies ist nur möglich über Sprache = Kommunikation. Das ist wiederum die Grundlage für Denken = nach Innen verlagertes Gespräch mit und über sich selbst. Symbole in Verbindung mit der Reaktion des Gegenübers ergeben eine Möglichkeit zum Selbstbewusstsein.

Mead nennt diese Phasen

1. Das „I“, die Phase des Handelns, der Reaktion des Subjektes auf die Hereinnahme der Haltungen des (generalisierten Anderen) . Das“ I“ ist das Individuelle am Individuum, die spontane, impulsive Reaktion auf das „ME“ und hat die Funktion die Perspektivübernahme in das „Selbst“ zu integrieren, so dass das vordem „Andere“ zum Bestandteil der Person gemacht werden kann und der Mensch sich nicht in der Einstellung zu sich als Objekt verbleibt.

2. Das „ME“, das reflektierte Ich = die von der Gesellschaft geprägte (gespiegelte) Seite der Persönlichkeit. Was das „ME“ an Neuem, Anderen, Fremden enthält, wird internalisiert und Teil des eigenen „Selbst“. Das „I“ bleibt unbestimmt, unbegreifbar , es ist Gesprächspartner des „ME“ , es ist aber auch all das, was ich bereits internalisiert habe, es sind die alten „ME`s“, auf deren Grundlage ich neue Rollenübernahmen bewältigen kann. „ME`s“ transportieren ins

3. „SELF“ – ins Selbst , in die eigene IDENTITÄT, in die eigene Persönlichkeit. Sie bildet sich beim Kind z.B.: durch Play und Game. Die unterschiedlichen Ansprüche verschiedener Gruppen zu koordinieren = die Einheit der Differenz von „ME`s“ herzustellen = Aufgabe der Identität.
Aus den daraus entstehenden Konflikten entwickelt Mead die Theorie der Ethik und des Sozialen Wandels.

Mead sagt:“ Das Bewusstsein des Menschen ist ein evolutionäres Produkt der Auseinandersetzung des Organismus mit seiner Umwelt! Und nicht die Gabe, die dem Menschen in die Wiege gelegt wird. (Gene/Anlagen)

Subjekt: Ist ein Lebewesen, das sich seines Denkens, Handelns und Fühlens bewusst ist und eigenverantwortlich handeln kann.

Objekt: Ist ein Denkgegenstand, der innerhalb des Denkens oder des Bewusstseins dem Prozess des Denkens entgegensteht.

Bewusstsein: Ist das Wissen um die Bedeutung von Objekten. Dieses Wissen entsteht durch Interaktion. (durch die Analyse der eigenen Reaktion auf ihre Reize)
Der Mensch reagiert auch auf sich selbst - er macht sich selbst zum Objekt der
Bedeutungsanalyse, daraus resultiert das Selbstbewusstsein.

 

Ilona Peschke

Robert James Havinghurst

5.6.1900 in Depere, Wisconsin USA geboren
31.1.1991 in Richmond Indiana gestorben

Definition Entwicklungsaufgabe

Entwicklungsaufgabe stellt sich in bestimmter Lebensperiode des Individuums. Die erfolgreiche Bewältigung führt zu Glück und Erfolg. Versagen macht unglücklich und stößt auf Ablehnung der Gesellschaft bzw. führt zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben.
Für jede Lebensperiode sind spezifische Aufgaben vorgesehen, deren Bewältigung Entwicklung erfordert. H. versteht das Leben als Abfolge z.T. geschlechtsspezifischer Aufgaben.
Man lernt ständig, sein ganzes Leben lang durch ständiges Anpassen an veränderte Lebensbedingungen.
Gesellschaftliche Festlegung einer Aufgabe ist immer normativ, es sind Regeln und Normen. Biologische Festlegung ist die Erreichung der Fortpflanzungsfähigkeit. Sozial bestimmte Festlegung ist z.B. die Altersgrenze der Eheschließung.

Drei Quellen der Entwicklungsaufgabe
Früher/ Heute
Physische Reife (Körperliche Reifung bildet Basis) individuelle Leistungsfähigkeit
Kultureller Druck - Erwartungen der Gesellschaft soziokulturelle Entwicklungsnorm (Werden von außen an uns herangetragen)
Individuelle Zielsetzungen o. Werte individuelle Zielsetzung in einzelnen Lebensregionen
(Personenspezifische Ziele, aktive Gestaltung)

Die drei Komponenten zeigen, die Entwicklungsaufgabe ist ein zentraler Erklärungsbegriff einer ökologischen Entwicklungspsychologie. Sie verbindet das Individuum und die Umwelt indem sie kulturelle Anforderungen mit Individueller Leistungsfähigkeit in Beziehung setzt. Räumt gleichzeitig dem Individuum eine aktive Rolle bei der Gestaltung seiner eigenen Entwicklung ein. Erklärt Entwicklung nicht nur als Resultat vergangener Ereignisse sondern auch aus zukünftigen Geschehnissen. Auseinandersetzung mit angeborenen Anlagen, umweltbedingten Anforderungen des Lebens.
Jugendliche haben auf dem Weg ins Erwachsenenalter Anforderungen verschiedener Herkunft zu meistern (1972).
Gesellschaftliche Forderungen z.B.: Eintritt Schule – Forderung d. Gesellschaft Schulpflicht gesetzl. festgelegt
Eigene Ziele und Wünsche z.B.: bestimmten Beruf ergreifen wollen, dafür anstrengen Abitur
Biologische Veränderungen Reifung z.B.: körperliche Veränderungen müssen akzeptiert werden
Das Konzept der Entwicklungsaufgaben
„Der Erfolg einer Mutter besteht darin, im Prozess des Los- und Freilassens ihrer Kinder selbst Freiheit zu erlangen.“

Grit Hasch und Sven Hahnewald

E. H. Erikson: Stufen der Psychosozialen Entwicklung

Die 8 psychosozialen Entwicklungsstufen von Eric Homburger Ericson (von Grit Hasch und Sven Hahnewald)

– Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung (auch epigenetisches Diagramm genannt) wurde von Erikson im Jahre 1950 entwickelt und erschien unter den Namen "Symposium of the Healthy Personality" ("Wachstum und Krisen der gesunden Persönlichkeit").
– Erikson übersetzt darin die Phasenlehre Freuds ins Soziale und beschreibt 8 Lebenskrisen. Erikson folgt immer im Kontext der empirischen Wissenschaft - dem Menschen von seinen frühkindlichen Verhaltensweisen bis hin zur Phase des Erwachsenenseins. Er erweitert die psychoanalytische Betrachtungsweise um die Erforschung der Ich-Identität, deren Ausprägung von historisch-gesellschaftlichen Veränderungen abhängt."
– Er beschreibt in diesem Stufenmodell die Entwicklung der kindlichen bzw. der menschlichen Identität. Diese entfalte sich im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen und Wünschen des Kindes als Individuum und den sich im Laufe der Entwicklung permanent verändernden Anforderungen der sozialen Umwelt.
– Innerhalb seiner Entwicklung durchläuft der Mensch phasenspezifische Krisen und Konflikte welche durch die Konfrontation mit den gegensätzlichen Anforderungen und Bedürfnissen ausgelöst werden und deren Bewältigung Erikson als Entwicklungsaufgabe bezeichnet.
– Neben der psychosexuelle Phasen, die Freud beschreibt Erikson die psychosozialen Phasen der
Ichentwicklung, in denen der Einzelne eine neue Orientierung zu sich selbst und zu den Personen seiner Umwelt findet, die Freud auf das Kindesalter beschränkt.
– Für jede Phase werden Entwicklungsaufgaben formuliert, die positiv oder negativ bewältigt werden können. Jede der acht Stufen stellt einen Konflikt dar, mit dem das Individuum sich aktiv auseinander setzt. Die erfolgreiche Bewältigung einer Entwicklungsstufe ist für die Bewältigung der nächsten zwar nicht unbedingt erforderlich, aber hilfreich.
– Die vorangegangenen Phasen bilden somit das Fundament für die kommenden Phasen, und angesammelte Erfahrungen werden verwendet, um neue Identitätskrisen zu verarbeiten. Dabei wird ein Konflikt nie vollständig gelöst, sondern bleibt ein Leben lang aktuell.
– Das Modell geht davon aus das der Mensch sich in Stufen entwickelt und für die Entwicklung ist es notwendig, dass der Konflikt auf einer bestimmten Stufe ausreichend bearbeitet wird, um die nächste Stufe erfolgreich zu bewältigen. Damit eine gesunde Persönlichkeit entsteht, müssen die einzelnen Krisen und Konflikte erfolgreich bewältigt werden. Falls es zu Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung kommt, kann mit Hilfe der Stufen herausgefunden werden, welche Krise noch nicht erfolgreich bewältigt wurde. Diese Erkenntnis dient etwa dem Therapeuten dazu, an der richtigen Stelle zu intervenieren.
– Gestört wird die psychische Entwicklung des Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn es nicht gelingt, die in den jeweiligen Phasen auftauchenden Krisen zu meistern.

Die 8 psychosozialen Entwicklungsstufen im einzelnen.

1. Urvertrauen vs. Urmisstrauen: 1. Lebensjahr; entsprechend den Umweltbedingungen lernt das Kind seiner Umgebung zu vertrauen oder misstrauen.
2. Autonomie vs. Scham und Zweifel: 2.-3. Lebensjahr; durch die Möglichkeit die Umwelt unabhängig zu erforschen, kommt es zur Autonomie. Bei übermäßiger Kritik oder Unterdrückung der kindlichen Neugier kommt es zu Scham und Zweifel.
3. Initiative vs. Schuldgefühl: 4.-5. Lebensjahr; abhängig von Erziehungs- und Umweltbedingungen entsteht Initiative oder Schuldgefühl.
4. Leistung vs. Minderwertigkeit: 6.-12. Lebensjahr; von Bedeutung sind nun auch Schule und Gleichaltrige. Bei Unterdrückung der Aktivitäten kommt es zu Minderwertigkeitsgefühlen.
5. Identität vs. Rollendiffusion: 13.-20. Lebensjahr; der Jugendliche entwickelt seine eigene Identität, seine eigenen Ziele oder es entwickeln sich negative Weltbilder mit Rollendiffusion, z.B. Drogenabhängigkeit und Kriminalität bei Jugendlichen.
6. Intimität vs. Isolation: junges Erwachsenenalter; es entstehen emotionale, sexuelle oder moralische Bindungen an andere Personen oder aber Isolation und Einsamkeit.
7. Zeugende Fähigkeit vs. Stagnation: mittleres Erwachsenenalter; Familie, Beruf und gesellschaftliche Interessen können im Mittelpunkt stehen oder es kommt zur Stagnation.
8. Ich-Integrität vs. Verzweiflung: fortgeschrittenes Alter; entweder beschließt der alte Mensch sein Leben mit Zufriedenheit und positiver Rückschau oder er reagiert mit Verzweiflung, da er seine Ziele im Leben nicht erreichen konnte.

Doreen Weikert und Ute Seltmann

Piaget

Zusammenfassung Jean Piaget – Reifungstheoretiker


1886 – 1980, Kinderarzt, Schweizer Entwicklungspsychologe

Lehre von Piaget = Konstruktivismus

- Kind konstruiert sich seine Welt, sein Denken und Wissen selbst
- abhängig von den Erfahrungen, der Intelligenz
- konstruieren wird durch die Anwendung zweier Basisoperationen möglich: Assimilation( vorhandenes Schemata wird genutzt, um die äußere Umwelt zu interpretieren und auf Situation zu übertragen) und Akkommodation( Veränderung oder Neuaufbau vorhandener Schemata)
- Gleichgewichtstheorie(Äquilibrationstheorie)- lt. Piaget der Motor für die Entwicklung

Individuum - Auseinandersetzung- Umwelt

Individuum baut Schemata auf( durch Erfahrung), indem es sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt; durch Adaption( ständiger Anpassungsprozess) werden neue kognitive Strukturen gebildet, verändert oder beibehalten ( Herstellung des Einklangs zwischen Schema und Umwelt)

Stadien der kognitiven Intelligenz

Perioden sind unveränderlich
eine baut auf den Leistungen der anderen auf, neue kognitive Fähigkeiten kommen hinzu
Neuorganisation der bisherigen Konstruktion und Interpretation der Welt

1. Periode der sensomotorischen Intelligenz (ca. 0 – 2 Jahre )

- Reflexe
Primäre Kreisreaktion ( zufällige Handlungen, die zu positiven, angenehmen Ergebnissen geführt haben, werden wiederholt)
sekundäre Kreisreaktion ( Handlungen werden wiederholt, die interessante Bilder oder Geräusche erzeugen)
Objektpermanenz ( wichtiger Fortschritt in der kognitiven Entwicklung und Grundlage jeglichen Problemlösens
tertiäre Kreisreaktion ( Wiederholung von Handlungen, um Wirkung auf Umwelt zu beobachten)
Entwicklung der Vorstellungskraft; kleine Probleme können gelöst und Ziele erreicht werden

2. Periode des voroperationalen Denkens ( ca. 2 – 7 Jahre )

Rollen ( vertrauter Personen) werden in Rollenspielen übernommen
begreifen, dass ein geistiges Bild oder Gedanke auch Symbol für ein Objekt oder eine Erfahrung sein kann (Bsp. Duplostein)
noch keine logischen Operationen möglich
Phase geprägt von Egozentrismus/ Zentrierung ( Kind kann sich nur auf einen Aspekt oder Dimension oder Situation konzentrieren
Bezugspunkt für das Kind: seine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle; Kind kann sich nicht in andere Menschen hineindenken
Anthromorphismus ( Vermenschlichung)- Umwelt, Dinge werden verlebendigt (Stuhl – gestoßen – Stuhl= böse )
Irreversibilität: Kind kann sich Gegenstände/ Abläufe nicht ungeordnet vorstellen (etwa in umgekehrter Reihenfolge)
Invarianz- Problem: Erhaltung ( gewisse Eigenschaften eines Objektes bleiben konstant, auch wenn sich das Aussehen ändert) wird nicht erkannt
eingeschränkte Fähigkeit zur Klassifikation( Objekte können zu einer Klasse zusammengefasst werden – zeige alle Mädchen; Gesamt- und Teilmengen können nicht verglichen werden [mehr Jungen oder mehr Kinder?])

3. Periode des konkret – operationalen Denkens (ca 7 – 12 Jahre )

Kind zu mehreren Operationen gleichzeitig fähig ( erfassen und zueinander in Beziehung setzen)
Operationen können in Gedanken durchgeführt werden
Entwicklung einer realistischen, zur Logik fähigen Betrachtungsweise der Umwelt
Reversibilität ( Umkehrbarkeit) verschiedener Operationen jetzt möglich
Klassifikation, Gruppen- und Reihenbildung, jedoch noch stark konkret anschaulich gebunden
fähig zur räumlichen Urteilsbildung ( Rechts- Links- Perspektive des Gegenüber)
kindliches Denken erreicht erste Form eines stabilen Gleichgewichts

4. Periode des formal- operationalen Denkens ( ab ca.12 Jahre )

Kinder können über konkrete Dinge und über Gedanken nachdenken
Denkoperationen mit abstrakten Inhalten möglich
Denken gestützt auf verbale und symbolische Elemente
Reversibilität jetzt auch abstrakt möglich
können über eigenes Denken und ihre Argumentation nachdenken
Hypothetisch- deduktives Denken ( Vorhersagen was geschehen könnte )
formal- logisches Problemlösen( von Möglichkeit zur Wirklichkeit)
größere Beweglichkeit des Denkens
Verständnis von Proportionen
höchste Form des logischen Denkens ist erreicht

Kritik an Piaget

heute so nicht mehr haltbar
alles kann Kindern altersentsprechend erklärt werden
Rolle der Sprache heute sehr wichtig
Einfluss der Umwelt sehr groß
zwischenmenschliches Agieren von Bedeutung
Hineinversetzen in andere bereits mit ca. 2 Jahren möglich
Piagets Vorstellungen der sozialen Wahrnehmung kritikwürdig
Einfluss der Anregungen von außen ist wesentlich größer
Herausbildung von Wissensdomänen
Frühförderung spielt große Rolle


Sandra und Julia Friedrich

Bowlby - Bindungstheorie

Der englische Kinderpsychiater und Psychoanalytiker John Bowlby begründete Anfang der 70er Jahren die Bindungstheorien. Bowlbys Theorie besagt, dass der Säugling das angeborene Bedürfnis hat, in bindungsrelevanten Situationen den Körperkontakt, die Geborgenheit und den Schutz einer Person zu suchen. Die Entwicklung der Bindungsverhaltensweisen beginnt gleich nach der Geburt und dient dazu, bei Bedarf die Nähe zur Bezugsperson herzustellen. Der Säugling sichert sich mit seinem angeborenen Verhaltensrepertoire im ersten Lebensjahr die Nähe seiner Bezugsperson, zu welcher er ein interaktives Bindungssystem aufbaut. Das Bindungsverhalten zeigt sich insbesondere im Suchen der Bezugsperson, im Weinen, Nachlaufen, Festklammern und durch Protest, Ärger, Verzweiflung und Trauer beim Verlassen werden. Erst wenn das Bindungsbedürfnis durch eine sichere emotionale Basis befriedigt ist, wird Explorationsverhalten möglich. Das Konzept Bowlbys wurde durch die Forschungsarbeiten seiner Mitarbeiterin Mary Ainsworth erst richtig akzeptiert. Bei ihren Untersuchungen entdeckte sie vier verschiedene Bindungsmodelle.

Sicheres Bindungsmodell

Das sicher gebundene Kind hat Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Bezugsperson und exploriert in deren Anwesenheit ungestört. Die Bezugsperson wird als sichere Ausgangsbasis zur Erkundung der Umwelt wahrgenommen.

Unsicher- vermeidendes Bindungsmodell

Das unsicher-vermeidend gebundene Kind hat die Bezugsperson als zurückweisend verinnerlicht. Um diese Zurückweisung nicht permanent erfahren zu müssen, wird der Kontakt vermieden und möglichst keine Verunsicherung gezeigt. Das Kind kann kein Vertrauen auf Unterstützung entwickeln, sondern erwartet Zurückweisung.

Unsicher- ambivalentes Bindungsmodell

Das unsicher-ambivalent gebundene Kind ist stark auf die Bezugsperson fixiert. Es ist auch bei Anwesenheit der Bezugsperson stark in seinem Explorationsverhalten eingeschränkt. Für ihn ist die Bezugsperson nicht berechenbar.

Desorganisiertes Bindungsmodell

Das desorganisiert gebundene Kind zeigt im Vergleich zu den anderen Bindungsmodellen eine wenig durchgängige Verhaltenstrategie, sondern zeichnet sich durch emotional widersprüchliches und inkonsistentes Bindungsverhalten aus.